Partnerschaftstagung in Waiblingen vom 27.-30. April 2012

 

50 Jahre Partnerschaft Waiblingen-Mayenne und Aktives Altern in Europa

unter diesen beiden Themen stand die diesjährige Partnerschaftstagung

(27.– 30.April 2012)

 

Das zweite Thema war vorgegeben von der europäischen Kommission, passte aber sehr gut zu dem Jubiläum, denn die Freundschaft mit Mayenne, obwohl schon ein halbes Jahrhundert alt, ist noch sehr aktiv. Das kann man u.a. daran sehen, dass rund 150 Mayenner zu der Tagung anreisten und ein Mayenner Jugendorchester seine Zuhörer begeisterte.

 

Die Partnerschaftsgesellschaft begrüßte die französischen Gäste sowie 50 Besucher aus Devizes mit Getränken und Gebäck an der Rundsporthalle. Groß war die Wiedersehensfreude, ausgedrückt durch ein herzliches Küsschen à la française - doch schnell waren die Gäste mit ihren Gastgebern verschwunden, weil sich die meisten schon kannten und das Abendessen schon auf sie wartete.

 

Am Samstag Morgen trafen sich die offiziellen Delegationen zur jährlichen Konferenz.

Auf Waiblinger Seite nahmen daran teil: OB Andres Hesky, die Stadtäte Dr. Siegfried Kasper, Klaus Riedel, Silke Hernadi, Dagmar Metzger und Julia Goll, Dekan Eberhard Gröner und Pfarrer Franz Klappenecker, die beiden Vorsitzenden der Partnerschaftsgesellschaft, Hans Illg und Engelbert Högg, Thomas Vuk, Fachbereichsleiter Kultur und Sport, Gabriele Simmendinger, persönliche Referentin des OB und Stefanie List von der Partnerschaftsdienststelle.

 

Mayenne war vertreten durch  Bürgermeister Michel Angot, Annick Bayer und Madeleine Lodé– Adjointes au Maire, die Stadträte Thierry Maigne, Adam Trouillet und Annick Pelé,

der Vorsitzende der Partnerschaftsgesellschaft, Joel Keranguéven, die Sekretärin des Vereins, Yvette Bontemps sowie Bernard Lefèvre als Übersetzer.

 

Die Delegation von Devizes bestand aus der Bürgermeisterin Sue Evans, Stadtrat Peter Evans, Jasper Selwyn – Vorsitzender der PG, Bridget Selwyn – Vertreterin der Kirchen, Noel Woolrych – PG, Simon Fisher – Deputy Town Clerk, Angelika Davey – Übersetzerin.

 

Das bestens vorbereitete Arbeitsgespräch stand unter dem Thema: Aktives Altern.

Die drei Bürgermeister referierten über die sozialen Einrichtungen in ihren Städten  und die Probleme, die eine älter werdende Bevölkerung stellt. Es geht dabei nicht nur um Unterbringungsmöglichkeiten der älteren Menschen, sondern auch um ihre Betreuung und Integration in die Gemeinschaft.

 

OB Hesky stellte die zahlreichen Einrichtungen Waiblingens vor, u.a. die bestehenden und geplanten Seniorenheime in der Kernstadt, aber auch in allen Ortsteilen, die Aktivitäten des Seniorenrates und der Kirchen, den neuen Citybus mit stark subventionierten Fahrscheinen sowie die Begegnungsstätten für die Mitbürger, die noch zu Hause wohnen können und dort die Möglichkeit haben, andere zu treffen und so auch im Alter am gesellschaftlichen Leben in der Stadt teilhaben zu können.

 

Michel Angot eröffnete seinen Beitrag mit der Feststellung, dass über 20% der Mayenner Bevölkerung älter als 65 Jahre seien. Für sie unternehme die Stadt große Anstrengungen, damit sich die älteren Menschen in Mayenne wohl fühlen.

Neben den auch in Waiblingen angebotenen Einrichtungen wie Essen auf Rädern, betreutes Wohnen, häusliche Pflege gibt es in Mayenne auch bezuschusste Seniorenreisen in ein Ferienzentrum am Meer. In einer „Boutique solidaire“ verkaufen Freiwillige Kleider, und der Erlös kommt Senioren zugute.

Ähnlich der Waiblinger „Tafel“ können Senioren in einem Geschäft verbilligte Lebensmittel kaufen.

An der „Université du Temps Libre“ sind 88% der „Studierenden“ älter als 60 Jahre.

Im Rathaus wurde sogar ein Amt für Rentner und Senioren eingerichtet, das zahlreiche Treffen organisiert, vom Chorgesang über Volkstänze bis zu Wanderungen und – äußerst beliebt – Countrydance.

Der allseits herrschende Geldmangel im öffentlichen Bereich hat aber auch in Frankreich zur Folge, dass der Bedarf an Pflegeheimplätzen bei weitem nicht gedeckt werden kann.

 

Von ganz ähnlichen Problemen berichtete Stadtrat Peter Evans aus Devizes. Viele ältere Menschen ziehen aus dem Umland in die Stadt, in der Hoffnung, dort besser am öffentlichen Leben teilhaben zu können. Diese Bewegung belastet aber die Stadtkasse z.Zt. umso stärker, als von der Regierung in London die Mittel im sozialen Bereich beträchtlich gekürzt wurden. So gibt es in Devizes viel zu wenige Altenheimplätze – nur 5% der Älteren finden einen Heimplatz. Und wenn, dann sind solche Plätze kaum zu bezahlen. Denn in einem privaten Seniorenheim, das jetzt gebaut wurde, kostet eine Unterbringung, so Evans, bis zu 8.000 Pfund (mehr als 9.000 €) pro Monat.

 

Nach einem regen Meinungsaustausch über die Frage, was die Städte unternehmen müssen angesichts einer stark wachsenden Anzahl älterer Menschen, stellte OB Hesky die Planungen der Stadt für die Heimattage 2014 vor. Ein Wochenende ist für ein Treffen aller Partnerstädte vorgesehen, und der Waiblinger OB lud zu diesem Fest vom 16.- bis 19. Mai 2014 herzlich ein.

 

Dort, wo jetzt die Mayenner – und Devizesstraße aufeinander stoßen, soll ein Kreisel gebaut und die weiterführende Straße in die Rinnenäckersiedlung in Jesistraße (nach der 4. Partnerstadt) umbenannt werden.

 

Auf dem Nachmittagsprogramm stand ein Besuch in dem neuen Altenheim in Hegnach und im Zentrum für Elektromobilität in Stuttgart.

 

Die Partnerschaftsgesellschaft Waiblingen hatte ein Gespräch zwischen Vertretern der Université du Temps Libre und der Waiblinger Volkshochschule vermittelt. Ziel dieser Begegnung am Samstag Nachmittag war es, einen Austausch von Erwachsenen in die Wege zu leiten. Zweimal hatten sich schon Erwachsene aus Mayenne und Waiblingen zusammen mit dem Schüleraustausch besucht, um ihre Sprachkenntnisse wieder aufzufrischen. Da die Université du Temps Libre, wenn auch in bescheidenem Umfang, Deutschkurse anbietet, wollen die beiden Einrichtungen versuchen, Teilnehmer zu motivieren, sich eine oder zwei Wochen lang gegenseitig zu besuchen oder gemeinsam an Kursen teilzunehmen.

Die Leiterin der VHS Waiblingen, Frau Budziat, und der Vorsitzende der UTL, Jean-Louis Chemin, gaben am Ende der Besprechung ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich ein solcher Austausch vielleicht schon nächstes Jahr realisieren lasse.

Der Vorsitzende der Waiblinger Partnerschaftsgesellschaft dankte der VHS für die Bereitschaft, ein solches Projekt zu planen und bot natürlich, wie bei den vergangenen Austauschen, die Mithilfe seines Vereins an.

 

In der VfL-Halle übten am Samstag Nachmittag Mitglieder der Judo-Abteilungen von Sportvereinen aus Mayenne, Devizes und Waiblingen, während Kunst- oder Geschichtsinteressierten Führungen durch die Stihl-Galerie und die Innenstadt angeboten wurden.

 

Am Samstag Abend kamen alle Gäste und ihre Gastgeber in den Ghibellinensaal, um das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Mayenne zu feiern.

Eingestimmt auf die Feier hat das Städtische Orchester mit einer schwungvollen Darbietung.

OB Hesky fasste in seiner Rede die Geschichte der seit 1962 bestehenden Freundschaft zusammen. Seine rhetorische Frage, ob Partnerschaften noch zeitgemäß und notwendig seien, beantwortete er mit der Feststellung: „Sie alle hier sind der Beleg, dass Städtepartnerschaften zeitlos sind und heute genauso wichtig und notwendig  wie in den vergangenen Jahrzehnten“. (Zitat aus Stauferkurier, 3.5.2012)

 

Mit Freude und Stolz beschrieb er die Erfolgsgeschichte dieser deutsch-französischen Freundschaft, die aus dem Gedanken der Versöhnung entstand und inzwischen Tausende von Bürgerinnen und Bürgern der beiden Partnerstädte zusammengeführt und zu guten Freunden gemacht hat.

 

Einigen Personen dankte er besonders für ihr Engagement: Lothar Mayer und Dr. Gerd Schulte, den Vätern der Partnerschaft und früheren Vorsitzenden der Partnerschaftsgesellschaft, sowie Dr. Ulrich Gauß,

Dr. Schmidt-Hieber, M. de Montigny und M. Leblanc, die sich als frühere Oberbürgermeister große Verdienste um die Beziehungen zu den Partnerstädten erworben hatten.

 

Sein französischer Kollege ging auf die ersten zaghaften, von vielen Bedenken begleiteten Schritte der Annäherung ein. M. Morice und Lothar Mayer, die sich am Ende des Krieges in der Nähe von Mayenne als Feinde begegnet waren, wurden zum ersten Freundespaar nach der Verschwisterung und zu den engagiertesten Förderern der Beziehungen zwischen den beiden Partnerstädten.

Persönliche Kontakte und das große Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber die Aktivitäten vieler Vereine auf sportlichem und kulturellem Gebiet hätten bewirkt, dass die Bedenken zurückgestellt wurden und eine enge Freundschaft entstanden sei.

 

Sue Evans, die Bürgermeisterin von Devizes, bezeichnete die Verbindung zwischen den Partnerstädten als eine „wundervolle Erfahrung“ und als eine gute Idee, die Menschen in Europa einander näher zu bringen.

 

In einer gemeinsamen Rede hoben die Vorsitzenden der drei Partnerschaftsgesellschaften, Joel Keranguéven, Jasper Selwyn und Hans Illg, die enge Verbundenheit zwischen den Menschen in den Partnerstädten hervor. Das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen, das Akzeptieren der Schwächen des Einen und das Lernen von den Stärken das Andern sei ein wesentliches Ziel der Partnerschaft. Sie wünschten der Partnerschaft zum Jubiläum eine glückliche Zukunft mit vielen Begegnungen von Vereinen und Organisationen, von Schülern, Musikern und Sportlern.

 

Eine riesige Geburtstagstore wurde, begleitet von den drei Bürgermeistern und den Vorsitzenden der Partnerschaftsgesellschaften mit sprühenden Kerzen in den Händen, in den Saal geschoben – und jeder Gast durfte sich ein Stück davon abschneiden. – Diese Aktion brachte Bewegung in den Saal, denn jeder wollte natürlich schnell ein Stück von der Torte probieren.

 

Umrahmt wurde der Abend vom Philharmonischen Chor, der zum Schluss den ganzen Saal einlud, die Europahymne in fünf Sprachen der Partnerstädte mitzusingen.

 

Bis spät in die Nacht hinein wurde dann noch fröhlich gefeiert und getanzt zur Musik des Colette Cassin Quintetts aus Devizes

 

 

Über das Matinée-Konzert am Sonntag berichtet der Staufer-Kurier in begeisterten Worten:

Den musikalischen Höhepunkt des Partnerschafts-Wochenendes lieferten am Sonntagmorgen das städtische Jugend-Aufbauorchester und das Jugendorchester sowie aus Mayenne das „Orchestre d’Harmonie du Conservatoire Ivan Bellocq“ und das „Orchestre d’Harmonie du Pays de Mayenne“ unter der gemeinsamen Leitung von Roland Ströhm, Mario Parrotta … und Jean-Christophe Bergeon. Was sie bescheiden „Jugendkonzert“ genannt hatten, war ein Konzert der Extra-Klasse.

 

Und in der Waiblinger Kreiszeitung vom 3. Mai ist zu lesen:

Beim letzten Treffen in Mayenne hatten die beiden Dirigenten der Jugendorchester … die Idee, beim 50-jährigen Jubiläum … ein gemeinsames Konzert ihrer Orchester auf die Beine zu stellen. Noten wurden ausgetauscht, die Orchester übten in ihren Heimatstädten getrennt und schließlich in Waiblingen noch viele Stunden gemeinsam, und boten bei der Matinée im Bürgerzentrum ein mitreißendes Konzert. …

Auf technisch hohem Niveau, ausdrucksstark in der musikalischen Gestaltung und   mit bemerkenswerten Leistungen einzelner Register und Solisten lieferte der musikalische Nachwuchs den überzeugenden Beweis, das Musik und gemeinsames Musizieren jegliche Grenzen zu überwinden vermag.

 

In einem ökumenischen Gottesdienst, gestaltet von den beiden Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirche, Wagner und Klappenecker, dankten die Veranstalter und die ganze Gemeinde allen, die sich für die Partnerschaft in den letzten 50 Jahren eingesetzt haben und sprachen die Hoffnung aus, dass sich die Angehörigen aller Völker und Rassen immer freundschaftlich begegnen können.

 

Am Montag Morgen verabschiedete man sich, nach einem wunderschönen Wochenende, mit einem herzlichen „Au revoir – l’année prochaine à Mayenne“.

 

Partnerschaftskonferenz

Besprechung mit der Université du Temps Libre, der VHS und der Partnerschaftsgesellschaft

Partnerschaftsabend im Ghibellinensaal

OB Hesky, BM Evans, BM Angot

Die Vorsitzenden der  drei PG

Philharmonischer Chor

Jugendorchester aus Mayenne und Waiblingen

Kranzniederlegung

Begrüßung der Gäste an der Rundsporthalle